Unterschiede zwischen Holzbau und Massivbau
Wer ein Haus baut, steht vor einer grundlegenden Entscheidung. Holzbau oder Massivbau? Bauzeit, Ökologie, Ästhetik, Brand- und Schallschutz sowie die Kosten und der Platzbedarf sind mögliche Einflussfaktoren.
In unserem Blogartikel stellen wir die beiden Bausysteme einander gegenüber und erläutern Hintergründe.
Kürzere Bauzeit mit Holz dank hohem Vorfertigungsgrad
Beim Holzbau ist der Vorfertigungsgrad sehr hoch. Während der Baumeister draussen auf der Baustelle das Fundament und allfällige Untergeschosse betoniert, entstehen in der trockenen, geheizten Produktionshalle der Zimmerei bereits die Holzelemente – in höchster Qualität und unabhängig von der Witterung.

Transportbereite Elemente für das ZiK Arbon | Krattiger Holzbau AG Amriswil
Holzbau erfordert frühe Entscheidungen
Da sämtliche Details (Innenausbau, Position der Fenster, Fassade) vor Produktionsbeginn festgelegt werden müssen, ist eine durchdachte Planung wichtig. Die Montage vor Ort dauert in der Regel wenige Tage. Auch der Endausbau geht – dank der Vorfertigung – zügig. Das Resultat? Ein Holzhaus ist früher bezugsbereit als ein Haus in Massivbauweise.
Das heisst aber auch: Holzbau braucht Entscheidungskompetenz in allen (Fach-)Bereichen, zum Beispiel bei Bauherr, Fachplaner und allen Unternehmern.

Holz ist nachhaltig und ökologisch
Die Fakten sind beeindruckend und interessant: Gemäss der Organisation Wald Schweiz wachsen in der Schweiz jedes Jahr 10 Mio. m3 Holz nach. Pro Sekunde ist das ein Würfel von fast 70 Zentimetern Kantenlänge. Die Bäume im Schweizer Wald speichern knapp 150 Millionen Tonnen Kohlenstoff. Das entspricht ungefähr 550 Millionen Tonnen CO2. Backstein, Stahl und Zement – die Materialien für den Massivbau – hingegen werden industriell hergestellt. Sand ist zwar ebenfalls ein natürlicher Baustoff, ist aber nicht unbegrenzt verfügbar.
Betrachtet man die Ökobilanz, ist der Holzbau gegenüber dem Massivbau im Vorteil. Auch In Bezug auf die graue Energie* weist der Holzbau leicht bessere Werte auf.
* graue Energie: Energieaufwand für Herstellung, Transport, Lagerung, Verkauf und Entsorgung
Holz eignet sich für Innenausbau und Fassaden
Jede Holzart hat ihre typischen und individuellen Eigenschaften. Ob für den Innen- oder den Aussenbereich – Holz ist ein beliebtes Gestaltungselement.
Innen
Holz ist ästhetisch, es fühlt sich gut an. Zudem sorgt es für ein angenehmes Raumklima. Als natürlicher, lebendiger Baustoff eignet es sich für Oberflächen und Verkleidungen. Für Parkett, Decken oder Wände empfehlen wir zum Beispiel:
Verwendungszweck | Holzart | Beschreibung/Merkmale |
Parkett | Ahorn, Buche, Eiche, Esche | Sehr dauerhafte, langlebige Laub- und Nadelhölzer |
Decken | Fichte, Weisstanne | gestalterisches Element als Platten oder in Täfern |
Wände | Fichte, Weisstanne | gestalterisches Element |
Wo werden welche Holzarten eingesetzt? Diese Liste liefert einen umfassenden Überblick.
Aussen
Eine schöne Fassade sorgt für einen guten ersten Eindruck. Folgende Holzarten werden in der Regel für den Fassadenbau verwendet:
Verwendungszweck | Holzart | Beschreibung/Merkmale |
Fassadenverkleidung | Fichte, Tanne/Weisstanne | Sehr witterungsbeständig, kann behandelt werden |
Lärche | Sehr witterungsbeständig, naturbelassen |
Allerdings sind Fassaden Teil eines komplexen Gesamtsystems. Holz ist einer von verschiedenen Baustoffen, die für den Fassadenbau verwendet werden. Alternativen sind Aluminium, Beton, Glas, Kunststoff und Stahl. Sehr oft werden die einzelnen Baustoffe kombiniert. Ziel ist eine optimale, langlebige und schützende Gebäudehülle. Welche Faktoren bei der Wahl einer Fassade zu berücksichtigen sind, steht in diesem Artikel.

Brandschutz und Schallschutz sind in Holz- und Massivbau identisch
Hier gibt es keine Unterschiede zwischen Holzbau und Massivbauweise. Die gesetzlichen Vorschriften gelten für sämtliche Gebäude in der Schweiz – unabhängig von der Bauweise. Die überarbeiteten Brandschutzvorschriften (BSV) gelten seit 2015. Dieser Blogartikel erläutert die Details, unter anderem die Klassifizierung der Baustoffe in Brandschutzgruppen. Wie die BSV im Holzbau konkret umgesetzt werden, zeigt das Anwendungsbeispiel «Alterssiedlung Reutenen Frauenfeld».
Auch die Schallschutz-Vorschriften werden laufend aktualisiert (zuletzt 2012). Was die sogenannte Norm SIA 181 «Schallschutz im Hochbau» beinhaltet, erklärt dieser Text in unserem Blog.

Ist ein Holzbau teurer als ein Massivbau?
Diese Frage ist schwierig zu beantworten. Bau, Betrieb und Unterhalt – werden alle Kosten mit einbezogen in die Berechnung? Zudem muss man für eine objektive Beurteilung identische Ausführungen miteinander vergleichen – zum Beispiel Dämmwerte, Fassadenaufbau und Fenstertyp.
Vergleicht man nur die reinen Neubaukosten, sind Holzbauten etwa zwei bis fünf Prozent teurer. Zu beachten ist allerdings auch: Durch die kürzere Bauzeit können Immobilien früher bezogen werden.
Braucht Holzbau mehr Platz?
Holz- und Massivbauten sind komplett unterschiedlich aufgebaut. Trotzdem lassen sich einzelne Bereiche anhand von Werten und Parametern miteinander vergleichen.
Aussenwände
Im Holzbau findet eine Vermischung von Tragstruktur und Dämmebene statt. Im Massivbau wird zuerst gebaut, dann kommt die Dämmung in einer separaten Ebene hinzu. Eine Vergleichsgrösse ist der Dämmwert. Dieser sogenannte U-Wert* zeigt an, wie stark Bauelemente (wie Mauer, Boden, Dach und Fenster) sowie Dämmmaterialien der Wärmeleitung von drinnen nach draussen widerstehen. Der Vergleich von Aufbauten mit gleichem Dämmwert zeigt klar: Energetische Holzbauten können schlanker ausgeführt werden. Das gibt mehr Wohnfläche bei gleichen Aussenabmessungen.
* Quelle: https://www.energie-umwelt.ch/definitionen/1128-u-wert
Geschossdecke
Bei den Decken ist dies genau umgekehrt, da die Installationen in die Betondecke eingebaut werden. Im Holzbau wird meist aus statischem Grund unter oder über der Tragstruktur eine Installationsebene eingebaut. So werden Holzdecken dicker als Betondecken.

Fazit der Krattiger Holzbau AG
Als Holzbauer fördern wir natürlich gerne Projekte, welche in Holz gefertigt werden. Dabei stellen wir immer wieder fest, dass es am wirtschaftlichsten ist, Holzbau und Massivbau nicht zu vermischen. Das heisst konkret:
Es ist sehr wichtig, eine klare Schnittstelle zu finden – entweder im horizontalen Bereich (Untergeschoss aus Beton, Wohngeschosse aus Holz) oder auch vertikal (Liftschacht, Treppenhaus). Das ermöglicht auch eine klare Trennung der Statik / des Brandschutzes und der Bauphysik.
Am Ende ist es sicher auch ein persönlicher Entscheid, welcher von vielen weiteren Faktoren beeinflusst wird.
Die Krattiger Holzbau AG verfügt über moderne Werkzeuge, grosse Produktionsanlagen, ausreichende Kapazitäten in Planung und Logistik sowie das passende Fachwissen für kleine und grosse Projekte.
Siehe auch:
BIM
Vorfabrikation
Brandschutz
Schallschutz
Fassaden
Links:
Lignum: Argumente für Holz
Holzbau Schweiz: Marktanteile