Erste klimapositive Siedlung im Thurgau
Die Siedlung «Alte Schmitte» in Güttingen wird die erste klimapositive Überbauung im Kanton Thurgau. Auch für die Wissenschaft ist der PlusEnergieBau (PEB) interessant. Die EKT Energiestiftung unterstützt ein Teilprojekt der ZHAW Winterthur. Spannend: Wir sind ebenfalls ökologisch unterwegs – als PlusEnergie-Betrieb.
Eine neue Dimension: Unser erster PlusEnergieBau ist auch gleich die erste Siedlung im Kanton Thurgau, die als PlusEnergieBau erstellt wird. Die «Alte Schmitte» in Güttingen ist ausserdem ein Modellprojekt für Monitoring und Visualisierung der CO2-Buchhaltung von Wohngebäuden – und wird deswegen von der EKT Energiestiftung unterstützt.
PlusEnergieBau «Alte Schmitte»: das Projekt
Die Siedlung «Alte Schmitte» im Dorfkern von Güttingen umfasst vier neue Mehrfamilienhäuser mit total 24 Mietwohnungen mit 2.5 bzw. 3.5 Zimmern. Zudem wurden zwei historische Gebäude auf dem gleichen Grundstück komplett saniert und als Einfamilienhäuser ausgestaltet. Die ganze Überbauung besteht – bis auf das Untergeschoss mit der Tiefgarage – komplett aus Holz.

PlusEnergieBau: Siedlung «Alte Schmitte» Güttingen (Visualisierung: Giuseppe Fent AG)
Aussergewöhnlich ist der konsequente Fokus auf die Nachhaltigkeit. Die Siedlung trägt das Label «PlusEnergieBau», sie ist ab dem ersten Betriebstag komplett CO2-frei. Zudem wird die graue Energie – sämtliche Treibhausgase, die während der Erstellung entstehen – bis 2050 durch die Rückspeisung von Solarstrom-Überschüssen ins Stromnetz kompensiert.
Die Anforderungen an die beteiligten Bauunternehmen waren dementsprechend hoch. Bereits im Rahmen der Ausschreibung mussten wir in der Offerte ausweisen, wie es um die Energieeffizienz unserer Firma steht – unter anderem bei PV-Anlagen, Verbrauchswerten unserer Fahrzeugflotte und Art der Heizung. Schlussendlich waren diese Angaben entscheidend dafür, dass wir diesen Auftrag erhielten.
PlusEnergieBau: Energie-Produktion höher als Verbrauch
Ein PlusEnergieBau (PEB) ist gemäss der Solaragentur Schweiz ein «optimal gedämmtes Gebäude, das durch die Integration von Photovoltaikanlagen und thermischen Sonnenkollektoren mehr Energie erzeugt, als es im Jahresdurchschnitt für Heizung, Warmwasser und Strom benötigt.» Es entspricht bei Neubauten mindestens dem Minergie-P- bzw. Passivhaus-Standard. Überschüssige Energie liefert das PEB als Strom oder Wärme an das öffentliche Netz. Oder anders gesagt: Ein PlusEnergieBau produziert mehr Energie, als er verbraucht.
«Ein PlusEnergieBau produziert mehr Energie, als er verbraucht.»
Gemäss dem für das Projekt verantwortlichen Architekturbüro Giuseppe Fent AG sollen die Gebäude der Siedlung «Alte Schmitte» in Zukunft viermal mehr elektrische und thermische Energie liefern, als sie im Jahresdurchschnitt verbrauchen.
Erreicht wird das durch folgende Massnahmen:
Grossflächige PV-Anlagen:
Solarpanels auf den Dächern, an Fassaden und Balkonen liefern dank unterschiedlicher Ausrichtung zu allen Tageszeiten und während des ganzen Jahres Strom. (Visualisierung: Giuseppe Fent AG)

Thermoaktive Glas-Holz-Fassade:
Vor der Lamellenfassade mit einer Nut-Kamm-Schalung aus Holz hängt eine Glasfassade. Im Winter speichern und verteilen diese lichtaktiven Lucido®-Module Wärme, sie verringern so Energieverlust durch die Gebäudehülle. Im Sommer sorgen sie für Abkühlung. (Visualisierung: Giuseppe Fent AG)

Luftdichte Gebäudehülle:
Die Siedlung ist nach Minergie-P-Standard zertifiziert, mit Dämmung aus Schafwolle und SIGA-Folien für eine komplette Abdichtung. (Visualisierung: Giuseppe Fent AG)

Förderung durch EKT Energiestiftung
Die «Alte Schmitte» in Güttingen ist die erste klimapositive Siedlung im Kanton Thurgau – und hat als solche automatisch Modellcharakter. Auch die Wissenschaft interessiert sich dafür. Die ZHAW Winterthur koordiniert das Teilprojekt «Klimapositives Wohnen in der Ostschweiz». Es soll zeigen, wie das Ziel «Netto-Null Treibhausgas-Emissionen» beim Wohnen erreicht werden kann. Im Wesentlichen geht es um Monitoring und Visualisierung der CO2-Buchhaltung dieser Siedlung.
Ziele dieses Teilprojekts sind:
- Erfassung der effektiven grauene Emissionen
- Abgleich von Planungs- und tatsächlichen Verbrauchsdaten
- Identifikation von Verbesserungsmassnahmen im Betrieb zur Erreichung des Netto-Null-Ziels
Das Teilprojekt ist eines von sieben Vorhaben, welche die EKT Energiestiftung aktuell fördert. Für die Stiftung «liefert es ein Anschauungsbeispiel sowie Hilfsmittel, um den Mehrwert eines klimapositiven Bauens aufzuzeigen.» Die Erkenntnisse sollen in die Bauindustrie zurückfliessen.
PlusEnergie-Betrieb Krattiger Holzbau AG
Seit Jahren optimieren wir unseren Betrieb laufend – auch in Bezug auf die Ökologie. Deshalb ist die Energiebilanz der Krattiger Holzbau AG mittlerweile positiv. Wir erzeugen deutlich mehr Solarenergie, als wir benötigen. Total produzieren wir jährlich 950’000 kWh Strom, unser Bedarf liegt bei 380’000 kWh pro Jahr (Erhebung: 2023). Den Überschuss an Solarstrom verkaufen wir als Naturstrom an das EKT Thurgau.
So wurden wir zum PlusEnergie-Betrieb:
- PV-Anlage: Die Solarmodule auf dem Dach der Modulhalle in der Industrie Schwarzland in Amriswil produzieren seit 2015 auf 6000 m2 Fläche 950’000 kWh nachhaltigen Strom pro Jahr.
- Fahrzeugflotte: Von den total 35 Liefer- und Montagewagen sind 8 Fahrzeuge mit Strom unterwegs.
- Heizung: Unseren Hauptsitz an der Sommeristrasse 28 in Amriswil – und das ganze Quartier – heizen wir seit 1977 mit Holzpellets aus unserem Betrieb. Die Gebäude in der Industrie Schwarzland werden mit Fernwärme der Fimra Bösch AG Schreinerei beheizt. Wir liefern dazu unsere Holzabfälle.
- Baumaterial: Für den Elementbau verwenden wir ca. 90 Prozent Schweizer Holz.

PlusEnergie-Betrieb: auch dank PV-Anlage auf dem Dach der Modulhalle | Krattiger Holzbau AG Amriswil
Wir investieren in unsere Infrastruktur, und wir integrieren moderne Technologien in die Abläufe. Zudem fördern wir unsere Mitarbeitenden, wir unterstützen sie in Aus- und Weiterbildung. Dank diesen Massnahmen wissen wir einerseits, was in der Praxis funktioniert. Und andererseits sind wir immer auf dem neuesten Stand in Bezug auf die aktuellen Trends in Forschung und Entwicklung. Diese Erfahrung und dieses Wissen fliessen umgehend ein in die aktuellen Projekte.
PlusEnergieBau «Alte Schmitte» Güttingen: Angaben zum Projekt
Bezeichnung | «Alte Schmitte» |
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Aufgabe | Montagebau in Holz |
Standort | Güttingen |
Bauherr | Fent-Burri AG, Hosenruck |
Konstruktionsprinzip | Wände/Dach: Holzrahmenbau, Decken: Lignatur |
Auftragssumme | CHF 1.85 Mio. |
Ausführungsjahr | 2023/2024 |
Architekt | Giuseppe Fent AG, Wil SG |
(Holzbau-)Ingenieur | Krattiger Engineering AG, Happerswil |
Besonderes/ Herausforderungen |
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