Am Beispiel des Neubaus der Sporthalle Sirnach

Der Begriff «TU-Submission» steht für «Totalunternehmer» und «Ausschreibung». Die öffentliche Hand vergibt Aufträge im Rahmen der gesetzlichen Richtlinien. Bei einer TU-Submission erhält die Bauherrschaft qualifizierte Offerten für die komplette Umsetzung eines Bauvorhabens. Oder anders gesagt: alles aus einer Hand.

Ausflug ins öffentliche Beschaffungswesen: Im Juni 2024 findet die Abstimmung über den Neubau der Sporthalle Sirnach statt. Wir haben den Totalunternehmer-Wettbewerb (TU-Wettbewerb) gewonnen. Anhand dieses Beispiels zeigen wir, was es im Hintergrund braucht, bis ein Projekt abstimmungsreif ist.

Projekt als TU-Submission: Neubau Sporthalle Sirnach

Am Anfang stand eine Niederlage: Das Sirnacher Stimmvolk sprach sich im Herbst 2021 gegen das Projekt «Neubau Dreifachturnhalle Birkenweg» aus. Beim zweiten Anlauf ging die Gemeinde das Vorhaben anders an. Ziel war statt eines Architekturwettbewerbs nun eine sogenannte TU-Submission.

TU-Submission: Darum geht es

Das öffentliche Beschaffungswesen in der Schweiz kennt folgende Vergabeverfahren: offen/selektiv, Einladung und freihändig. Eine TU-Submission wird in der Regel selektiv durchgeführt. Sie besteht aus zwei Stufen.

  • Verfahrensstufe 1 (Präqualifikation): Bewerbung zur Teilnahme durch interessierte Unternehmen mit administrativen Angaben
  • Verfahrensstufe 2: Erarbeitung eines konkreten Angebotes

Sie unterscheidet sich unter anderem in einem wesentlichen Punkt von einem klassischen Architekturwettbewerb:

  • Totalunternehmer: erarbeitet ein Projekt inklusive Kosten
  • Architekt: wirkt als Planer im Projektteam des Totalunternehmers mit

Die Bauherrschaft arbeitet die Submissionsunterlagen aus – meist mit Unterstützung eines Bauherrenberaters. Für das Projekt in Sirnach beauftragte die Planungskommission die BBS Ingenieure AG mit der Erstellung dieser Unterlagen. Sie beschreiben Termine, Ziele und konkrete Vorgaben in Zusammenarbeit mit der Bauherrschaft.

Das neue Projekt ist breit abgestützt. Eine neu gegründete Planungskommission definierte in Zusammenarbeit mit der politischen Gemeinde, Vereinen sowie weiteren Interessierten die Rahmenbedingungen und formulierte die Grundlagen zur TU-Submission.

TU-Submission Sirnach: Verfahrensstufe 1 (Präqualifikation)

Wir bewarben uns als TU mit einem Kernteam. Die Bewerbung umfasste die Firmenangaben und die Referenzen mit ähnlichen ausgeführten Bauten – und zwar von sämtlichen beteiligten Unternehmen.

Unser Kernteam bestand aus diesen Firmen:

  • Totalunternehmer / federführende Firma: Krattiger Holzbau AG, Amriswil
  • Architektur: Itten + Brechbühl AG, St. Gallen
  • Bauleitung, Baumanagement: Krattiger Konzept AG, Amriswil
  • Bauphysik, Akustik, Brandschutz: PIRMIN JUNG Schweiz AG, Frauenfeld
  • Holzbauingenieur: PIRMIN JUNG Schweiz AG, Frauenfeld

Die Integration weiterer Fachplaner wie Elektro-, Heizungs-, Lüftungs- oder Sanitärplaner und Landschaftsarchitekt wäre möglich gewesen.

Insgesamt zwölf Bewerbungen trafen in der Verfahrensstufe 1 ein. Nach Auswertung der eigereichten Unterlagen wurden fünf Teams zur Verfahrensstufe 2 zugelassen.

TU-Submission Sirnach: Verfahrensstufe 2 (TU-Offerte und Projekt)

Nun ging es um die Ausarbeitung des konkreten Projektvorschlags anhand von zusätzlichen Dokumenten:

  • Funktionaler Beschrieb
  • Raumprogramm mit Raumbeziehungen (Anordnung der Räume, Abhängigkeiten von Nutzungen usw.)
  • Angebotsformular
  • Vertragsentwurf
  • Geotechnischer Bericht
  • Plangrundlagen bhateam ingenieure ag
  • Situationsplan Bestand mit Höhenkoten (georeferenzierte Höhenangaben des Geländes)

In vier Monaten zum fertigen Projekt

Für die Erarbeitung der folgenden Unterlagen hatten die TU-Teams vier Monate Zeit:

  • Ausgefülltes Angebotsformular (Schlüsselpersonen und Referenzen)
  • Kostenofferte inkl. Honoraren, nach Baukostenplanung (BKP) gegliedert
  • Nachweis des Raumprogrammes (Soll-Ist-Vergleich)
  • Baubeschrieb nach BKP
  • Terminprogramm
Projektteam mit acht Firmen aus verschiedenen Fachbereichen für TU-Submission Neubau Sporthalle Sirnach unter Führung der Krattiger Holzbau AG Amriswil

Projektteam: acht Firmen aus verschiedenen Fachbereichen | Krattiger Holzbau AG Amriswil

Zentrales Element war die detaillierte Projektstudie:

  • Situationsplan mit Parkierung und Umgebungsgestaltung
  • Grundrisse aller Geschosse
  • Fassadenansichten
  • Schnitte
  • Konstruktionsschnitt mit den wichtigsten Bauteilaufbauten
  • Projektbeschriebe der einzelnen Disziplinen (Architektur, Tragwerk, Haustechnik und Materialisierung)
  • Gebäudetechnik-Konzept (Schema)
Neubau Sporthalle Sirnach Aussenbereich Visualisierung von Jens Gehrcken von Itten + Brechbühl AG

Neubau Sporthalle Sirnach: Visualisierung Aussenbereich (Visualisierung: Jens Gehrcken / Itten + Brechbühl AG)

Die Eingabe erfolgte digital und in Papierform zuhanden der Planungskommission. Diese studierte die Unterlagen im Detail und formulierte Fragen aufgrund der eingereichten Dokumente. Anschliessend folgte die Präsentation vor diesem Gremium – inklusive zusätzlicher Erläuterungen sowie anschliessender Frage- und Diskussionsrunde.

Vergabe des TU-Auftrags

Nach den Präsentationen der fünf Projektteams beurteilte die Planungskommission am 14. November 2023 die Angebote anhand der vorab definierten Zuschlagskriterien. Am 7. Dezember 2023 versandte sie die schriftliche Auftragszusage. Diese enthielt eine Punkteauswertung sowie detaillierte Beurteilungen in den Bereichen Architektur, Konstruktion und Kosten.

Die schriftliche Auftragszusage umfasst einen Punkteauswertung und detaillierte Beurteilungen von Architektur, Konstruktion und Kosten.

Auch der Gemeinderat musste die Vergabe bewilligen. Dieser Schritt kann je nach Sitzungsintervall der Behörde ebenfalls etwas Zeit beanspruchen. Nach Ablauf der Beschwerdefrist trafen wir uns mit der Bauherrschaft zur Besprechung möglicher Projektoptimierungen.

Kostenschätzung bei Projektanpassungen

Bei Vorprojekten wie hier in Sirnach sind punktuelle Anpassungen und die Präzisierung einzelner Details nach der Projekteingabe üblich. Das Bauprojekt wird immer in einer zweiten Phase erarbeitet, und dann wird das Baugesuch eingereicht.

Änderungen im Rahmen einer TU-Submission lassen sich umgehend kalkulieren, da die für die Ausführung vorgesehenen Planer bzw. Unternehmer bereits seit Projektbeginn involviert sind. Bei einem klassischen Architekturwettbewerb hingegen beginnt die Suche nach möglichen Partnern erst nach der Projektvergabe durch die Bauherrschaft in separaten Submissionen.

Präsentation Siegerprojekt

Am 23. Januar 2024 präsentierte Gabriel Walzthöny, der Präsident der Planungskommission, den Interessierten im Gemeindezentrum Dreitannen in Sirnach die verschiedenen Projekte. Er erläuterte das Auswahlverfahren und die Gründe für den Zuschlag an das TU-Team der Krattiger Holzbau AG. Anschliessend erklärte der Projektverantwortliche Ralf Helg die technischen und konstruktiven Details der Projekteingabe.

Abstimmung im Juni 2024

Nach der Projektanpassung stimmt das Sirnacher Stimmvolk am 9. Juni 2024 über das Projekt ab. Bei einer Annahme der Vorlage würde das Bauprojekt abschliessend ausgearbeitet, damit möglichst bald ein Baugesuch eingereicht werden kann.

Krattiger Holzbau AG: Spezialistin für TU- und Holzbau-Projekte

Das Projekt in Sirnach zeigt: Klar definierte Eckpunkte schaffen Fakten bereits zu Beginn eines Projekts und vereinfachen die Ausarbeitung einer Offerte. Wir konnten dank unserer Erfahrung zügig das optimale Projektteam zusammenstellen. Innert kürzester Zeit entwickelten wir gemeinsam eine klare Projektstrategie – dank der Erfahrung und des Wissens der verschiedenen Fachplaner im Team.

Ob als TU oder im Holzbau: Wir unterstützen auch Ihre Planungskommission bei der Ausarbeitung von konkreten Angeboten.

Möchten Sie mehr wissen über TU-Submissionen? Kontaktieren Sie uns.

Links:
Gemeinde Sirnach
Projekt-Website Neubau der Sporthalle Sirnach