Mehrschichtiger und flexibler Witterungsschutz

Ob Holzbau oder Massivbau mit Beton und Mauerwerk: Jedes Gebäude braucht eine Hülle als Schutz vor Witterungseinflüssen. Diese Hülle besteht im Wesentlichen aus Verkleidung, Tragstruktur, Dämmung und Fassade. Wir erklären das komplexe System anhand eines Beispiels: der vorgehängten hinterlüfteten Fassade.

Aufbau einer vorgehängten hinterlüfteten Fassade

Wer in der Schweiz baut, hat verschiedene Möglichkeiten in Bezug auf die Materialwahl bei der Gebäudehülle – und dementsprechend auch bei der Fassade. Eine Variante ist die vorgehängte hinterlüftete Fassade. Sie besteht aus einem Fassadenmaterial, das vor die Dämmung gehängt wird. Ganz wichtig ist dabei die Hinterlüftung.

Beispiel Aufbau einer vorgehängten hinterlüfteten Fassade durch Krattiger Holzbau AG Amriswil

Vorgehängte hinterlüftete Fassade: Beispiel Aufbau | Krattiger Holzbau AG Amriswil

Das Beispiel oben stammt vom Projekt Obstgarten in Amriswil. Es zeigt die tragende Backstein-Aussenwand des Gebäudes. Darin verankert ist die Konsole der Unterkonstruktion. Die Wärmedämmung besteht hier aus Glaswolle.

Vorgehängte hinterlüftete Fassade: Unterkonstruktion

Die Unterkonstruktion verbindet das vorgehängte Fassadenmaterial mit der tragenden Aussenwand. Es gibt viele verschiedene Systeme von diversen Anbietern. Für jedes Projekt prüfen wir die Varianten im Detail.

Wir wenden dabei folgende Kriterien an:

  • Kosten: Welches ist das wirtschaftlichste System für die Bauherrschaft?
  • Termin: Mit welchem System spart man Zeit bei der Ausführung?
  • Planung: Wie weit sind Fassadenpläne und Details bereit vorgegeben?

Anschliessend entscheiden wir uns für eines der Systeme, die sich auch in Bezug auf das verwendete Material unterscheiden.

Konsolen-System

Bei einer Unterkonstruktion mit Konsolen werden diese zuerst statisch in der Tragschicht befestigt. Anschliessend erfolgt die Montage der Dämmung zwischen Konsolen und horizontal befestigten Alu-Schienen. Diese Schienen gleichen Unebenheiten in der Tragstruktur aus. Und an ihnen werden anschliessend die Latten für die Hinterlüftung montiert. Je nach Art und Beschaffenheit des Untergrundes werden mehr oder weniger solcher Konsolen pro m2-Wandfläche benötigt. Meistens bietet der Systemlieferant die statische Berechnung als Dienstleistung für die ausführenden Betriebe an.

Ansicht einer Konsole in Backsteinmauerwerk als Unterkonstruktion für vorgehängte hinterlüftete Fassade

Unterkonstruktion: Konsole in Backsteinmauerwerk | Krattiger Holzbau AG Amriswil

Distanzschrauben-System

Hier kommen Schrauben statt Konsolen zum Einsatz. Der Montageprozess verläuft umgekehrt. Zuerst kommt die Dämmung auf die Fassade. Anschliessend erfolgt die Montage der etwa dreissig bis vierzig Zentimeter langen Schrauben durch die sogenannte Lattung hindurch. Die Lattung besteht aus Holz und sorgt für den nötigen Abstand zwischen tragender Aussenwand und Fassadenmaterial bzw. eben für die Hinterlüftung. Durch die Verwendung von speziellen Distanzschrauben entsteht praktisch keine Wärmebrücke.

Visualiserung Unterkonstruktions-System Distanzschrauben von Rogger

Beispiel: Distanzschrauben-System (Illustration: Rogger Fasteners AG)

Holz-Unterkonstruktion

Es liegt in der Natur der Sache: Dieses System ist im Holzbau ebenfalls sehr verbreitet. Wir montieren Latten in der Dämmebene. Diese Latten halten die Dämmung zusammen. Je nach Tiefe des Aufbaus besteht diese aus einer oder zwei Lagen: z.B. 2 x 120 mm = 240 mm Dämmung inklusive Holz-Unterkonstruktion.

Jedes der Systeme hat seine Vor- und Nachteile. Diese zeigen wir dem Planer bzw. Besteller jeweils im Rahmen des entsprechenden Projekts auf.

Wärmedämmung bei einer vorgehängten hinterlüfteten Fassade

Die Dämmung eines Gebäudes macht aus mehreren Gründen Sinn. Unter anderem ist sie Wärme- bzw. Kälteschutz, sie reduziert die Gefahr von Feuchte und Schimmel und sorgt für ein angenehmeres Raumklima. Ausserdem spart man Energie und (Heiz-)Kosten.

Um die richtige Dämmung zu finden, braucht es Fachwissen und Erfahrung. Ausserdem können nicht alle Dämmstoffe bei sämtlichen Unterkonstruktions-Systemen eingesetzt werden.

Jedes Produkt verfügt über spezifische Eigenschaften:

  • Wärmeleitfähigkeit (Lambda-Wert)
  • Brandschutzklassifizierung
  • Dichte (Gewicht pro m3)
  • Formfestigkeit
  • Dampfdurchlässigkeit (Diffusionswiderstand)

Grundsätzlich gibt es drei Arten von Dämmstoffen: organisch, mineralisch und synthetisch. Welcher Dämmstoff bei einem Bauprojekt zum Einsatz kommt, hängt unter anderem auch von den Anforderungen an das Material ab. Schallschutz, Brandschutz, Wärmeschutz, Verhinderung von Feuchte, Preis und Umweltschutz sind wichtige Parameter bei der Wahl einer Dämmung. Entscheidend ist auch, ob Fassade, Dach oder Innenbereich gedämmt wird.

Organische Dämmung

Als organische Dämmstoffe bezeichnet man Produkte, welche grundsätzlich aus natürlichen Materialien bestehen. Allerdings ist das nur teilweise richtig. Denn bei Herstellung und Verarbeitung werden meistens synthetische Materialen hinzugefügt, um zum Beispiel die Brandschutz-Eigenschaften zu verbessern.

Wir verwenden aus dieser Kategorie in der Regel Holz- und Zellulosefasern oder Schafwolle für die Gebäudedämmung. Grundsätzlich regulieren sie die Feuchtigkeit sehr gut, und sie können Wärme hervorragend speichern. Andererseits sind bei unsachgemässer Anwendung auch Schädlingsbefall und Verrottung möglich. Aufgrund der Herstellungsverfahren sind die meisten dieser Produkte zudem etwas teurer.

Beispiel Holzfaserdämmplatte Steico therm dry

Beispiel: Holzfaserdämmplatte «Steico therm dry» (Illustration: STEICO SE)

Mineralische Dämmung

Mineralwolle besteht aus natürlichen, nicht nachwachsenden Materialien wie Stein, Sand, Kalk und Mineralien. Daraus entstehen in einem mehrstufigen Prozess Glas- und Steinwolle, Kalziumsilikat oder Mineralschaum. Die Rohstoffe werden durch Erhitzen geschmolzen, ausgehärtet und anschliessend zu Rollen oder Platten verarbeitet.

Beispiel Glaswolldämmung Isover PB F 030

Beispiel: Glaswolldämmung «Isover PB F 030» (Foto: Saint-Gobain Isover SA)

Für Fassaden setzen wir aus dem Bereich der mineralischen Dämmstoffe vor allem Glas- und Steinwolle ein. Sie sind je nach Produkttyp unbrennbar, eher günstig und langlebig. Da die Wärmespeicherkapazität je nach Masse bzw. Rohdichte des Produktes nur mittelmässig ist, gleichen sie Temperaturveränderungen weniger gut aus als andere Dämmstoff-Arten.

Beispiel Steinwolldämmung Flumroc Dämmplatte 1

Beispiel: Steinwolldämmung «Flumroc-Dämmplatte 1» (Foto: Flumroc AG)

Synthetische Dämmung

Diese Dämmstoffe bestehen in der Regel aus Erdöl. Sie werden chemisch hergestellt und als Platten oder Granulat verwendet. Die am weitesten verbreiteten synthetischen Dämmungen sind expandiertes Polystyrol (EPS), extrudiertes Polystyrol (XPS) und Polyurethan (PUR) sowie die Hochleistungs-Dämmung Aerogel aus sehr porösen Festkörpern.

Bleibt bei gewissen Fassadendetails – wie z.B. beim Fenstersturz – nicht viel Platz für die Dämmung, setzen wir unter anderem auf synthetische Dämmstoffe. Sie sind resistent gegen Feuchtigkeit, und der Dämmwert ist gut. Aber die Herstellung ist sehr energieaufwändig und die Entsorgung nicht umweltfreundlich. Zudem sind diese Produkte nicht preiswerter als andere Dämmstoffe.

Beispiel Synthetik-Dämmstoff Swisspor Lambda Vento

Beispiel: Synthetik-Dämmstoff «Swisspor LAMBDA Vento» (Foto: swisspor AG)

Vorgehängte Fassade: Winddichtung und Hinterlüftung

Die Winddichtung besteht aus einer Folie. Sie verläuft aussen an der Dämmung und hinter der Fassadenverkleidung. So schützt sie die Dämmung vor dem Auskühlen durch Zugluft und vor Witterungseinflüssen – auch während der Bauzeit.

Bei vorgehängten hinterlüfteten Fassaden befestigen wir die Folie mit Latten direkt auf der Dämmung. Die Latten sind in der Regel etwa dreissig bis vierzig Millimeter dick und mindestens einlagig angebracht. So entsteht der Hohlraum, der dieser Fassadenart den Namen gibt: «hinterlüftet». Die Luft kann zirkulieren, allfällige Feuchtigkeit entweicht, und es bildet sich weniger Schimmel. Ebenfalls positiv: Die Hinterlüftung verhindert einen Hitzestau zwischen Dämmung und Verkleidung – und sorgt so für ein angenehmes Raumklima.

Detailaufnahme einer UV-beständigen Winddichtung mit schwarzen Latten durch Krattiger Holzbau AG Amriswil

Winddichtung: UV-beständig mit schwarzen Latten | Krattiger Holzbau AG Amriswil

Je nach Wahl der Verkleidung ergeben sich zudem Anforderungen an diese Folienbahnen in Bezug auf den UV-Schutz. Wer zum Beispiel eine Fassadenverkleidung aus Holz mit offenen Fugen wählt, lässt eine UV-beständige Folie und eingefärbte Lattungen montieren. Je nach Anordnung der Verkleidung – vertikal oder horizontal – sind mehrlagige Unterkonstruktionen notwendig.

Verkleidung der Fassade

Die äusserste, sichtbare Schicht der Fassade ist die Verkleidung bzw. Schalung. Bei einer vorgehängten Fassadenverkleidung ist man in der Wahl des Materials und der Formate komplett frei.

Wir arbeiten in der Regel mit diesen Materialien:

  • Holz (vertikal oder horizontal)
  • Eternit (Gross- und Kleinformate)
  • Rockpanel
  • Vollkernplatten
  • verputzbare Aussenbekleidung
Detailaufnahme vertikale Fichtenschalung vorvergraut als Fassadenverkleidung erstellt durch Krattiger Holzbau AG Amriswil

Verkleidung: vertikale Fichtenschalung vorvergraut | Krattiger Holzbau AG Amriswil

Wichtig: Wird eine Schalung vertikal angebracht, braucht es neben der Hinterlüftungslatte eine zusätzliche horizontale Unterkonstruktionslatte.

Fassaden: Spezialgebiet der Krattiger Holzbau AG

Geht es um Fassaden, sind Erfahrung, Fachwissen und Fingerspitzengefühl gefragt. Denn die Fassade eines Gebäudes hinterlässt einen ersten und zugleich langanhaltenden Eindruck. Planen Sie einen Umbau oder einen Neubau? Fragen Sie uns, wir unterstützen Sie mit modernen Tools, viel Know-how und bei Bedarf mit den richtigen Partnern innerhalb der Branche.

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Siehe auch:
Materialien für Fassaden