Grossflächige Bauteile

Werkzeuge für die Holzbearbeitung sind so alt wie die Menschheit. Mit der Einführung der maschinellen Produktion hat sich der Holzbau aber stark verändert – auch in Bezug auf grossflächige Bauteile. Wurden früher – bis Mitte des 20. Jahrhunderts – Häuser noch regelrecht von Hand gezimmert, kommen vor allem in grösseren Unternehmen mittlerweile modernste, computergesteuerte Maschinen zum Einsatz. Zwar arbeiten noch viele Betriebe ohne die kostenintensiven Anlagen. Aber trotzdem hat die Technologie ein Berufsbild, ja eine ganze Branche, komplett revolutioniert.

Ob Wand-Elemente für ein Ein- bzw. Mehrfamilienhaus oder Träger für Brücken und Industrie- oder Gewerbehallen: Die Bauteile werden komplett der Fabrikationshalle hergestellt und erst für die Montage vor Ort auf die Baustelle gefahren.

Flexibler Holz-Systembau

Je nach Verwendungszweck werden sie vorab konfektioniert. Eine Gebäudehülle ist mit Wärmedämmung ausgestattet. Die Wand des Wohn- oder Kinderzimmers ist bereits mit Kanälen für Strom und andere Installationen versehen, die Löcher für Lichtschalter und Stromanschlüsse sind ausgefräst. Brücken-Tragwerke und Holzbinder für Hallen sind verleimt und – nach Bedarf – vorbereitet für die Endmontage als Holz-Beton-Verbund-Konstruktion.

Die Vorteile dieser Produktionsmethode:

  • kurze Bauzeit: Montage in ein bis zwei Tagen
  • wirtschaftlich: Automatisierung für mehr Effizienz
  • planbar: witterungsunabhängige Produktion
  • vorausschauend: Konfektionierung während der Produktion
  • exakt: CNC-Technologie für ganz genaue Verarbeitung/Vorfabrikation

Vom Baumstamm zum Tragwerk oder Holzelement

Die Krattiger Holzbau AG hat in Amriswil ein Vorzeigeprojekt geschaffen. Sie stellt seit Frühjahr 2015 in einer der modernsten Produktionshallen der Schweiz grossflächige Bauteile her. Die Halle hat beeindruckende Masse. Sie ist 80 Meter lang, 37 Meter breit und 17 Meter hoch. 11 verleimte Holzträger mit einem Gewicht von je 9 Tonnen stützen das Dach.

Für die Herstellung von Holzträgern – sogenannten Holzbindern – werden vor allem Nadelhölzer wie Fichte und Tanne verwendet. Sie sind extrem witterungsbeständig und sehr belastbar. Die Stämme aus Ostschweizer Wäldern werden – als Bretter – während etwa einer Woche kontrolliert technisch getrocknet, damit sie ihre Restfeuchtigkeit verlieren. Für die Weiterverarbeitung werden sie keilgezinkt und verleimt.

Spielraum lässt auch die Fertigung von Wandelementen. Hier ist der Verwendungszweck entscheidend. Für die tragenden Aussenwände eines Hauses verwendet man praktisch immer Fichte. Lärche oder Fichte verkleiden Fassaden. Beim Innenausbau ist Flexibilität Trumpf. Wand, Boden und Decke sind meist Teil des Raumkonzepts. Besonders beliebt sind im Moment Brettsperrholzdecken oder Hohlkastenelemente aus Fichte und Wandelemente im Holzrahmenbau. Müssen Wände hohe Lasten aushalten können (z.B. wegen der Erdbebensicherheit), kommt teilweise Brettsperrholz zum Einsatz..

Sind die Hölzer zur Verarbeitung bereit, wird der Zimmermann zum Maschinisten. Er programmiert die CNC-Fräse mit den Massen aus den Architektur- und Bauplänen. Das anschliessende Schauspiel ist faszinierend! Das Sägeblatt der Fräse bearbeitet das Holzstück in Sekundenschnelle und auf den Zehntelmillimeter genau.

An der Abbundanlage fügen die Zimmerleute die Einzelteile zu einem grösseren Ganzen zusammen. Im Presswerk entstehen verleimte Träger, an der Hallenwand wird Dämmstoff in die Hohlräume der Holzelemente geblasen. Tieflader-Sattelschlepper bringen die Bauteile zur Baustelle – wegen der riesigen Dimensionen nicht selten als Sondertransport.

Siehe auch:
Vorfabrikation
Eventhalle Royal Döner AG Winterthur
UNUS-Module Kreuzlingen
Ausnahmetransporte