Modernisierung des Ostflügels mit vorgefertigten Holzmodulen

Von der Molkekur- und Badeanstalt zu einem der führenden Hotelbetriebe in der Ostschweiz: Das 1827 eröffnete Hotel Bad Horn hat eine lange und abwechslungsreiche Geschichte. Jüngstes Ereignis ist die Modernisierung des Ostflügels, welcher sich architektonisch am 2010 erstellten Gebäudeteil des Spa-Bereichs orientiert. Zwischen September 2019 und Juni 2020 entstehen eine Lobby mit Bar, Räumlichkeiten für ein neues Restaurantkonzept sowie total 42 Zimmer im Modulbau. Die Herausforderungen? Der Umbau bei laufendem Betrieb, der Zeitrahmen – und der Projektumfang.

Idyllischer geht’s nicht: Direkt am Schweizer Bodenseeufer liegt das Vier-Sterne-Superior-Hotel Bad Horn. Es ist eines der bekanntesten und – und vor allem – traditionsreichsten Häuser im Bodenseeraum. In den letzten knapp 200 Jahren wurde es mehrmals renoviert, umgebaut und erweitert – zum ersten Mal 1840.

Seit 1974 gehört das Hotel in Horn TG zur Emil Frey Gruppe. Seither wurde es in mehreren Etappen zum Themenhotel über Nautik, Schiffe, See und Meer. Beim letzten Umbau zwischen Herbst 2008 und Sommer 2010 entstanden der 1500 Quadratmeter grosse Wellness- und Spa-Bereich und mehrere Zimmer im Westteil. Nun folgt ein Anbau im Holzmodulbau.

Modulbau als innovative Lösung

Das Projekt «Modernisierung Ostflügel» lag bereits im Juni 2018 öffentlich auf. So konnte sich die Bevölkerung anhand der Pläne ein Bild von den Dimensionen des geplanten Vorhabens machen. Im März 2019 präsentierten die Betreiber des Hotels die Details:

Es entstehen 42 Zimmer aus Holzmodulen auf 3 Etagen, eine Lobby mit Bar sowie Räumlichkeiten für ein neues Restaurantkonzept.

Wir von der Krattiger Holzbau AG wurden in einer klassischen Submission für das Projekt angefragt. Der Holzbauingenieur hatte den Bauherren und den Architekten im Vorprojekt beraten und eine Ausschreibung erstellt. Diese wurde dann an verschieden Holzbauer zur Offertstellung verschickt. Aufgrund unserer Erfahrung sahen wir, welche Dimensionen das geplante Modulbauprojekt hatte. Deshalb entschlossen wir uns, das Bauvorhaben in einer ARGE zu realisieren – und zwar gemeinsam mit der Blumer Lehmann AG aus Gossau.

Planung im Modulbau (BIM) als Kernkompetenz

Bei diesem Projekt zeigt sich der der grosse Vorteil der Modulbauweise: die Flexibilität. Wir bauen gemeinsam mit allen Handwerkern in einer witterungsgeschützten Halle die Zimmer komplett fertig. Parallel dazu arbeitet draussen auf der Baustelle der Baumeister. Er erstellt die massiven Etagen, in diesem Fall zwei Untergeschosse und das Erdgeschoss.

Selbstverständlich braucht die Produktion einen gewissen Vorlauf. Bis zum August 2019 waren unsere Holzbauplaner gefordert. Die Ausführungsplanung stand an:

  • Aufbereiten der statischen Details
  • Übernahme der Projektdaten des Architekten
  • Absprache mit den Installateuren (Elektro, Heizung, Sanitär)
  • Werkstattplanung (Produktion und Maschinendaten)

Modul-Produktion

Kurz nach Abschluss der Modulplanung startete die Produktionsphase. In der Fertigungshalle im Schwarzland in Amriswil entstanden ab Oktober 2019 die ersten der 42 Module – und zwar für die grossen Suiten. «Gross» heisst in diesem Fall: Die Räume sind etwa 7 Meter lang und 7.15 Meter breit. Sie sind schlicht zu voluminös für den Strassentransport – auch wenn man die Masse für Ausnahmetransporte berücksichtigt.

Das Resultat: Wir produzierten für die Suiten ein Nasszellenmodul und einen Elementbau für das Zimmer. Die Installateure konnten nun wie üblich die Nasszellen bei uns im Werk komplett fertigstellen. Der eigentliche Ausbau der Suiten erfolgt später direkt auf der Baustelle.

Montage des Modulbaus

Ab Ende Januar 2020 lieferten wir die ausgebauten Module etappenweise auf die Baustelle in Horn. Gleichzeitig kamen die Standardzimmer direkt aus Gossau – komplett fertiggestellt und fixfertig ausgebaut von der Blumer Lehman AG in Gossau.

Die Montage der Module startete ebenfalls Ende Januar 2020, sie dauerte zwei Wochen. Ein 30-Tonnen-Mobilbaukran hievte die 42 Zimmer-Module sowie diverse Elemente für Dachkonstruktion und Zwischenbau an die richtige Position.

Die Montage der Module dauerte zwei Wochen.

Für die Montage waren permanent zehn bis zwölf Mitarbeitende unserer ARGE mit der Blumer Lehmann AG auf der Baustelle. Ihre Aufgaben waren vielfältig. Neben der Montage der Module kümmerten sie sich um statische Verankerungen und sie erledigten Vorarbeiten für die nächsten Module. Wurden neue Einheiten angeliefert, regelten sie sogar noch den Verkehr.

Fertigstellung

Nach der Montage von Modulen und Elementen folgte die letzte Etappe – der Ausbau der allgemeinen/öffentlichen Infrastruktur und die Anschlussarbeiten zum bestehenden Gebäude. Die Handwerker aus anderen Fachbereichen übernahmen diese Arbeiten:

  • Verbindung von Haustechnik-Leitungen
  • Anlieferung und Anschluss der Hauptverteilungen (Elektro, Lüftung, Wasser)
  • Ausbau von Oberflächen, welche nicht bereits in den Modulen erstellt wurden
  • Erstellung Zwischenbau (Korridore)
  • Massgenaue Anpassungen an bestehende Infrastruktur
  • Abschlussarbeiten (Bodenbeläge, Maler- und Gipser-Arbeiten)

Diese Arbeiten dauerten rund vier Monate. Ende Juni 2020 war die Fertigstellung. Am 9. Juli 2020 – rechtzeitig auf die Sommerferien – erfolgte die Eröffnung des Fine Dining-Restaurants «Wave» und der «Lobby-Bar». Die ersten Gäste übernachteten schliesslich am 16. Juli 2020 im neuen Osttrakt des Bad Horn Hotel & Spa.

Links:
Zur Webseite des Bad Horn Hotel & Spa
Bau-Highlights Dezember 2019
Bau-Highlights Februar 2020
«Tagblatt»-Zeitungsartikel

Siehe auch:
Brandschutz
Grossflächige Bauteile
Modulbau
Schallschutz
Trockenbauweise
Vorfabrikation

Angaben zum Projekt

Bezeichnung Bad Horn Hotel & Spa: Modernisierung Ostflügel
Aufgabe Neubau
Standort Horn TG
Bauherr Hotel Bad Horn AG
Verfahren Einladungsverfahren
Konstruktionsprinzip Holzmodulbau, Holzelementbau
Bausumme/Volumen keine Angaben
Leistungsbereich Holzbau und Fassade als ARGE mit Blumer Lehmann AG aus Gossau
Auftragssumme keine Angaben
Ausführungsjahr 2019/2020
beteiligter Architekt Thomas Mauchle GmbH, Abtwil
beteiligter (Holzbau-)
Ingenieur
Josef Kolb AG, Romanshorn
Besonderes/ Herausforderungen Modulbau mit grossem Ausbauanteil im Werk
Zusammenarbeit von zwei grossen Holzbauunternehmen als ARGE
Raumprogramm
total ca. 40 Zimmer
Restaurant mit Barbetrieb